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Rhönbussard: In Hessen einmalig

Förderprojekte

Fliegender Oldtimer

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...“: Den Wunsch, es den Vögeln gleichzutun und elegant durch die Lüfte zu gleiten, hatten wohl auch die Konstrukteure des „Rhönbussards“. Der 1937 erbaute Segelflieger ist heute auf der Wasserkuppe zuhause und ein ganz besonderes Kulturdenkmal: ein bewegliches und als solches auch offiziell anerkannt. Davon gibt es nicht allzu viele in Deutschland. Umso wichtiger ist ihr Schutz, damit altes Handwerkswissen und die original Materialien nicht verloren gehen.

Auch an seinem 80. Geburtstag schwebt der Rhönbussard hoch über der Wasserkuppe durch die Lüfte. Ein stolzes Alter für einen Segelflieger. Wenn das fliegende Denkmal an diesem Nachmittag mühelos in Richtung Horizont gleitet, dann scheinen die Spuren der Zeit an ihm vorbeigegangen zu sein. Soweit der Schein! Denn dass der 1937 erbaute Rhönbussard in seinem originalen Zustand bewahrt werden konnte und immer noch flugtüchtig ist – dahinter steckt sehr viel Arbeit. Geleistet hat die der Rhönflug Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe e.V., zum Teil mit erheblichen Eigenleistungen seiner Mitglieder.

Mit viel Herzblut kümmert sich der Verein auf der höchsten Erhebung Hessens seit Jahren um den denkmalgerechten Erhalt alter Flugschätze, darunter auch des Rhönbussards. Ein zeit- wie auch kostenintensives Hobby, schließlich kommen dabei Materialien zum Einsatz, die mitunter seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt werden.

So zeugen die historischen Flieger nicht nur von der Kreativität ihrer Erbauer, auch zum langfristigen Schutz der mobilen Denkmäler sind kreative Köpfe gefragt. Genauso wie die notwendige finanzielle Unterstützung. Doppeltes Glück für den Rhönbussard also, denn ihm war beides vergönnt. Zu neuem Schwung und neuer Strahlkraft verhalfen ihm die Hobbyflieger des Segelflugclubs Wasserkuppe – mit 10.000 Euro von LOTTO Hessen. Eine brüchige Bespannung und veraltete Steuerseile konnten so repariert, Lackschäden am schmalen Flugzeugrumpf beseitigt werden.

Damit es für das historische Flugzeug mit den fragilen Konstruktionsteilen auch in Zukunft heißt: hinterm Horizont geht’s weiter.

Wiege des Segelflugs

Das heutige Zuhause des Rhönbussards ist in vielfacher Hinsicht ein historischer Ort. Hier wurde im Jahr 1911 die erste Segelflugschule der Welt gegründet – einen Titel, den auch das dortige Segelflugzentrum heute noch mit Stolz trägt. Die Tradition des Segelflugs geht auf Darmstädter Studenten zurück, die bereits ein Jahr zuvor in selbstgebauten Flugapparaten erste Flugversuche unternommen hatten. Ihre Blüte erlebte die „Kunst des Gleitfliegens“ in der Folge des Versailler Vertrages von 1919 und des damit verbundenen Motorflug-Verbots in Deutschland.

Konstrukteur des Rhönbussards war der Luftfahrpionier Hans Jacobs. Nur knapp 220 Exemplare des Seglers wurden damals gebaut, einer davon steht immer noch auf der Wasserkuppe. Das Besondere: fliegen kann er auch noch.

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